Nordsee bis Ostsee: Auf den Spuren der Wikinger
- Arnis - kleinste Stadt Deutschlands
- Naturpark Hüttener Berge
- Holländerstadt Friedrichstadt
Vom Flugzeug aus kann man es schon erkennen. Äthiopien ist ein bergiges Land. Und bei unserer Rundreise werden wir es erleben: 50 Prozent der Landesfläche liegt über 1.200 Metern Höhe, 25 Prozent über 1.800 Metern Höhe. Addis Abeba, wo wir landen, liegt auf 2.400 Metern Höhe. Uns wird klar, warum Äthiopien auch das „Dach Afrikas“ genannt wird. Trotzdem eignet sich die Hauptstadt außerordentlich, will man sich an Äthiopien gewöhnen. Nach einem Tag ist man in der dünnen Luft angekommen und im Nationalmuseum und dem Ethnologischen Museum wird man gleich mitten in die Geschichte und kulturelle wie ethnische Vielfalt des Landes geworfen, ohne sich groß bewegt zu haben. Wir hören hier schon vom Reich der Axumiter, der frühen Christianisierung des Landes und Salomonischen Kaisern, wir lernen, dass in Äthiopien 83 Sprachen und 200 Dialekte gesprochen werden und es hunderte Ethnien und Stämme gibt – ausreichend Information und Rüstzeug, um sich auf in das Land, auf die Rundreise zu machen.
Über unserem Aufbruch schwebt in Äthiopien die alles entscheidende Gretchenfrage: Nach Norden oder nach Süden? Die Antwort entscheidet, ob uns unsere Rundreise zunächst zu den kulturellen Höhepunkten des Landes führt oder die ethnische und natürliche Vielfalt Äthiopiens im Fokus steht. Wir entscheiden uns für den Norden. Die Fahrt entlang der Choke Mountains hinauf an den Tanasee gleicht einer Reise in die Frühzeit der Erdgeschichte. Geologisch gesehen sitzt Äthiopien auf einer erdgeschichtlichen Rasierklinge. Das Land wird durchzogen vom Ostafrikanischen Grabenbruch, der von Syrien bis nach Mosambik verläuft. Das Hochland bricht schroff ab und zu allem Überfluss hat der Blaue Nil tiefe Einschnitte in die Bergwelt gegraben. Es fällt gleichermaßen einfach und schwer, sich in dieser archaischen Landschaft die Wiege der Menschheit vorzustellen. In Äthiopien hat „Ardi“ vor 4,4 Millionen Jahren gelebt, hier fand man die 3,2 Millionen Jahre alten Knochen von „Lucy“, der man schon einen aufrechten Gang nachsagt. Und auch die ersten Hominiden, die sich aus den Frühmenschen entwickelten, lebten vor 2,8 Millionen Jahren in Äthiopien. Während wir also bei unserer Rundreise über die Geschichte der Erde und der Menschheit nachdenken, gelangen wir zum Tanasee, der sechsmal größer als der Bodensee ist und den Blauen Nil speist. Im Hintergrund hören wir schon das Rauschen, das sich langsam zu einem Brüllen steigert. 27 Kilometer südlich von Bahar Dar, am Südende des Sees, donnert der Blaue Nil ins Tal – der Name „Rauch des Feuers“ ist keine Übertreibung. Auf dem See dann Stille: Wir nähern uns in den Inselklöstern des 16. und 17. Jahrhunderts erstmals der orthodoxen-äthiopischen Kirche an – Details dazu später. Zur gleichen Zeit, als die Kirchen gebaut wurden, herrschten wenig weiter im Norden die äthiopischen Kaiser in Gondar. Der Gemp, in dem sich die Paläste des 17. und 18. Jahrhunderts befinden, zeugt von dieser Zeit, die Kirche Debre Berhan Selassie ist wohl das eindrücklichste Beispiel der Kirchenkunst dieser Zeit.
Unsere Äthiopien Rundreise führt uns weiter, nach Norden, nach Axum, in das Herz der ersten Hochkultur auf abessinischem Boden. Axum war die Hauptstadt eines der mächtigsten Reiche in der Geschichte Afrikas. Handelswege führten ans Mittelmeer, nach Byzanz, auf die Arabische Halbinsel und bis nach Indien, Persien und China. Axum, das vom 2. vorchristlichen bis in das 6. nachchristliche Jahrhundert auf seinem Höhepunkt war, etablierte sich in der direkten Nachfolge des legendären ersten Kaisers von Abessinien, Menelik I., der wiederum ein unehelicher Sohn König Salomons und der Königin von Saba war. Über die illustre Ahnengalerie kann man trefflich philosophieren, wenn man sich zwischen den uralten Grabstelen, den Überresten des Palastes der Königin von Saba oder den Grabkammern des Königs Khaleb seinen Entdeckungen hingibt. Übrigens: Als Macht und Reichtum Axums ihren Höhepunkt erreichten, ließ sich König Ezena 325 nach Christus von den griechischen Missionaren Frumentius und Aedesius taufen. Äthiopien ist damit nach Armenien und Georgien das drittälteste christliche Land der Welt.
Wenn uns unsere Rundreise nach Lalibela bringt, können wir uns näher mit den Traditionen der orthodoxen-äthiopischen Kirche befassen. Die meisten der berühmten und mystischen aus dem Stein gehauenen Felsenkirchen stammen vermutlich aus dem 11. und 12. Jahrhundert, aus einer Zeit, als das von den Seldschuken besetzte Jerusalem für christliche Pilger nicht mehr erreichbar war. In Lalibela schuf man ein zweites Jerusalem. Es gibt wenige Orte auf der Welt, die so erhaben, geheimnisvoll und feierlich sind – gebrochenes Licht, Fresken und ungewöhnliche christliche Kreuzzeichen, dazu im Gebet vertiefte Pilger und fremde Rituale. Lernen wir, wie facettenreich das Christentum ist.
Szenenwechsel: Es ist ein wenig holzschnittartig und auch eurozentrisch argumentiert, wenn man die (Hoch-)Kultur in den Norden Äthiopiens und die „afrikanische“ ethnische Vielfalt in den Süden des Landes verortet. Doch auf unserer Rundreise ist es nun mal der Süden des Landes, der unsere Klischees von Afrika erfüllt, oder vielleicht auch modifiziert. An Orten wie dem Chamo- oder dem Langanosee, dem Mago-, Bale Mountains- oder Abjatta-Shalla-Nationalpark kommen wir der faszinierenden Tierwelt Äthiopiens näher. Sicher, wir dürfen keinen Überfluss wie in Kenia oder Tansania erwarten: Aber auch in Äthiopien sind Elefanten, Flusspferde, Wölfe, Paviane, Antilopen, Gazellen und Büffel beheimatet. Und die Sichtungschancen sind gar nicht schlecht. Beenden wir unsere Äthiopien Rundreise am unteren Omo, in den Dörfern kleiner ethnischer Gruppen wie den Mursi, die sich ihre traditionelle Lebensweise noch weitgehend erhalten haben. Denken wir an die Kirchen, Paläste und Klöster des nördlichen Hochlands und staunen wir: So vielfältig ist Äthiopien.