Emirate und Oman ─ Modernes Märchenreich
- Abendessen auf einer schwimmenden Dhow
- Privatmuseum zur Geschichte Omans
- Große Moschee in Abu Dhabi
Kontraste – das ist so ein Stichwort, das gerne verwendet wird, wenn wir fremde Länder und Kulturen beschreiben. So sehr manchmal der Begriff an der Realität scheitert, so sehr passt er zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und unsere Rundreise wird sie uns enthüllen: Auf der einen Seite vergleichsweise traditionelle Gesellschaften, deren Mitglieder trotz aller äußerlichen Veränderungen ihre Wurzeln als Nomaden, Beduinen oder Perlenfischer nicht vergessen haben, auf der anderen Seite eine junge Generation von Emiratis, die hoch gebildet, global orientiert und mehrsprachig ist. Hier die Weiten der Wüste, die Jagd mit den Falken, die Wertschätzung für Kamele, dort urbane Zukunftsentwürfe, die sich nicht mehr durch Erdöl, sondern durch nachhaltige Energien speisen, Mega-Shopping-Malls und tiefgekühlte Skiarenen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und das macht den Reiz der Emirate aus: Hat man sich erst einmal auf eine Meinung festgelegt, wird sie garantiert an der nächste Hochhausecke relativiert.
Ein wichtiger Kontrast wurde den Vereinigten Arabischen Emiraten schon in die Wiege gelegt, als sie sich 1971 zusammenschlossen. Während unserer Rundreise lernen wir den Reiz von ganz unterschiedlichen Herrschaftsgebieten kennen. Wir starten in Abu Dhabi. Was man wissen muss, um die Stadt zu verstehen: 90 Prozent der Erdöl- und Gasvorkommen schlummern unter dem Sand des größten Emirates. Vielleicht auch deshalb ist der Emir von Abu Dhabi, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, der Sohn des Staatsgründers, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate. In Abu Dhabi Stadt sehen wir während unserer Rundreise, wozu Petrodollars gut sein können. Längst erinnert (fast) nichts mehr an die einfachen Anfänge der Besiedlung, bis in die 1960er Jahren lebten hier gerade einmal rund 40.000 Menschen, zum Teil ohne Kanalisation oder Anschluss an das Stromnetz. Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Ganz gleich, ob wir uns an der Corniche, im Stadtzentrum, auf Saadiyat oder Yas Island oder im neu entstehenden Financial District umschauen – wir stehen inmitten der Architektur einer der modernsten Städte der Welt. Und da ist er wieder, der Kontrast: Im Heritage Village weht uns noch ein zarter Hauch von Morgenland und 1.001 Nacht entgegen und die gigantische Sheik Zayed-Moschee vereint traditionelle Formen mit einer kostbaren Innenausstattung. Der größte Kronleuchter der Welt lässt grüßen. Von der Stadt fahren wir in die Wüste, wie es die Einheimischen so gerne am Wochenende machen, wenn sie sich mit der ganzen Familie in das Hinterland zurückziehen, Zelte aufbauen und den alten Geschichten lauschen. Auch die Oasenstadt Al Ain gehört zu Abu Dhabi und damit zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unsere Rundreise führt uns auf einer vierspurig ausgebauten und auch nachts lückenlos beleuchteten Autobahn hin. Hier, zwischen dem Grün der Parks, dem alten Al Hosn-Fort und dem Kamelmarkt, kommen wir der Ursprungs-DNA der Bewohner der Emirate näher: Bis zum Ölboom der Nachkriegszeit waren die Emiratis Menschen der Wüste, Beduinen, die innerhalb zweier Generationen von der Vormoderne ins Übermorgen geschleudert wurden.
Dubai hatte nie soviel Öl und Gas wie Abu Dhabi. Vielleicht auch deshalb musste man sich hier schon frühzeitig eine Exit-Strategie für die Zeit nach dem Öl überlegen. Und vielleicht auch deshalb ist die Stadt heute, als Finanzzentrum und Touristenmekka, ein klein wenig kosmopolitischer als der große Bruder. Wenn wir in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen und uns unsere Rundreise nach Dubai führt, sollten wir uns zuerst am Dubai Creek umschauen. Hier, wo kleine Holzboote, Abras, seit jeher die Menschen von der einen Seite des Meeresarms auf die andere bringen, hat alles angefangen. Hier liegt Bur Dubai, der älteste und heute hervorragend restaurierte Stadtteil, hier haben iranische Händler in Bastakiya vor mehr als 100 Jahren ihre Wohnhäuser mit den berühmten Windtürmen, einer natürlichen Klimaanlage, gebaut. Und von hier aus sollte man sich den Superbauten der vergangenen 20 Jahre annähern: den künstlichen Inseln „The Palm“ und „The World“, dem Burj al Arab, einem spektakulären Luxushotel, der 2005 eröffneten „Mall of the Emirates“ und vor allem dem Burj Khalifa, dem mit 828 Metern höchsten Gebäude der Welt. Unnötig zu sagen, dass man von ganz oben einen phänomenalen Blick über die Stadt hat.
Auch wenn Abu Dhabi und Dubai die Stars sind – die Vereinigten Arabischen Emirate bestehen aus sieben Mitgliedern, nicht nur zwei. Und gerade in den „kleinen Emiraten“ weitet sich während einer Rundreise unser Blick auf die Region zu einem ausgewogenen Ganzen. Sharjah, nordöstlich von Dubai, hat sein Alleinstellungsmerkmal als islamischer Kultur- und Bildungsstandort schon längst gefunden. Und schon früh, in den 1970er Jahren, öffnete sich Sharja dem Tourismus. Da aber die Saudis das Wachstum zu einem großen Teil finanzierten und man Geschäftspartnern gegenüber stets zuvorkommend sein sollte, herrscht seit 1985 Alkoholverbot im Emirat. Trotzdem ist Sharjah tolerant in bester islamischer Tradition: Für ihre Kirche schenkte der Scheich seinen Christen Land und schon seit fast 50 Jahren gibt es eine Oberschule für Mädchen. Das Highlight eines Besuches ist aber sicherlich das Museum für Islamische Zivilisation. Fast könnte man sagen, dass uns ein Besuch von Ajman und Umm Al Qaiwain zurückbringt in die Zeit vor der Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate. Während unserer Rundreise lernen wir in diesen kleinen Fürstentümern traditionelle Innenstädte, Dhow-Werften, alte Forts und Oasen kennen, in denen Landwirtschaft betrieben wird. Auch in Ras Al Khaimah, das mit 70 Kilometern Küste und Gebirgslagen zu den landschaftlich abwechslungsreichsten Emiraten zählt, lebt es sich noch gemächlicher als in den großen Metropolen. Und ein Tipp: Nie haben wir so gute Süßwaren gegessen wie in Ras Al Khaimah. Sie sind eine Sünde wert. Bleibt Fujairah, das einzige Emirat jenseits der Straße von Hormuz. Breite Strände, ertragreiche Felder und ein regional bedeutender Hafen charakterisieren das Emirat, das im Osten der Halbinsel Musandam liegt.
Die Vereinigten Arabischen Emirate: Unsere Rundreise hat gehalten, was sie versprochen hat – wir haben den Kontrast von Tradition und Moderne neu definiert. Schauen wir in 20 Jahren noch einmal vorbei – sicher ist dann wieder alles anders.