
Um bei einer Rundreise durch Schottland die berühmte mystische Stimmung der Highlands zu erleben, bedarf es einer ganz besonderen meteorologischen Großwetterlage. Der Regen zieht vom Atlantik heran und auch schnell wieder ab, der Wind zersprengt die Wolken, die Sonne kämpft sich durch und die Erde atmet dampfend auf. Wer diese Stimmung einmal erlebt hat, ist angekommen im Norden Großbritanniens, im Land von Braveheart und Rob Roy. Schottland war von jeher ein Land der Kontraste. Im Süden die Lowlands, das dicht besiedelte industrielle und landwirtschaftliche Herz des Landes. Dann, an den Flüssen Forth und Clyde, die ungleichen Schwestern Edinburgh und Glasgow. Die elegante Hauptstadt, unter den georgianischen Königen filigran aus Granit gezaubert und die Wirtschaftsmetropole, in der sich rund um den George Square und den Kelvingrove Park das stolze Bürgertum des 19. Jahrhunderts seine steinernen Denkmäler setzte.
Der Höhepunkt einer jeden Rundreise durch Schottland ist der Besuch der Highlands. Clans und Kilts, einsame Lochs und entlegene Moore, Ungeheuer und Wasser des Lebens – in den Highlands schlägt das Herz Schottlands.
Eine Rundreise durch diese Region beginnt häufig am romantischen Loch Lomond und führt von dort an die Westküste nach Oban. Von hier sieht man sie schon in der Ferne, die kargen, zerklüfteten und doch so stimmungsvollen Inseln der Inneren Hebriden. Mull, Islay, Jura oder weiter im Norden jenseits von Kyle of Lochalsh, Skye, die größte Hebrideninsel. Auf dem Weg nach Skye passieren wir auf unserer Rundreise durch Schottland das große Tal, Great Glen, das die Grampian Mountains von den nordwestlichen Highlands trennt. Fast überall in Schottland stehen wir auf historischem Boden, hier ist er besonders geschichtsträchtig. Etwa in Glencoe, wo es 1692 ein Massaker an den MacDonalds gab, das sich in das Gedächtnis der Schotten einbrannte. Ober weiter im Norden, wo die Spuren der „Highland Clearances“, die das alte Clansystem und damit auch die gälische Sprache zerstörten, noch heute sichtbar sind. Denn auch das ist Schottland und Teil einer jeden Rundreise – die Suche nach Antworten auf die Frage, wo die Schotten standen und stehen, zwischen Europa und Großbritannien, damals wie heute.
Auch die Paläste und Burgen des Landes bieten immer Stoff für eine gute Geschichte während einer Rundreise durch Schottland. Die Burg von Edinburgh – seit 1.000 Jahren Sitz der Herrscher. Stirling Castle – das strategische Tor zu den Highlands. Dunrobin Castle im Nordosten – einst Sitz des größten Grundbesitzers Westeuropas, mit herrlichen Gärten ausgestattet. Oder schließlich Inveraray Castle im Westen, das mit seinen gotischen und barocken Elementen herrlich eingebettet in einem riesigen Park liegt. Es ist Heimat des Herzogs von Argyll und Stammsitz des Clans der Campbell. Stundenlang könnte man erzählen, am Torffeuer, mit einem guten Glas Single Malt Whisky in der Hand. Zwar sind die kulinarischen Highlights zwischen Edinburgh und John o‘Groats eher rar gesät – aber die Vielfalt der einheimischen Whiskysorten, die sanft oder torfig, süß oder salzig, nussig oder malzig daherkommen, macht dieses Manko schnell wieder wett. Also, vielleicht treffen wir uns ja bald auf ein Glas, bei einer Rundreise durch Schottland, im ungezähmten Norden Großbritanniens.